Evaluation eines Schulpiloten zur Förderung der Wirtschaftskompetenz von Schüler:innen der unteren Sekundarstufe in Österreich

Das Projekt in Kürze:

Die Stiftung für Wirtschaftsbildung (Wien) setzt an Schulen der unteren Sekundarstufe in Österreich ein vierjähriges Pilotprojekt zum Aufbau von Wirtschaftskompetenz bei Schüler:innen um. Dieses wird durch ein Konsortium von Forscher:innen des Instituts für höhere Studien (Wien), der Universität Duisburg-Essen sowie der Österreichischen Nationalbank begleitend evaluiert. Im Zuge der Evaluation werden jährliche Kompetenzmessungen sowohl in einer Treatment-Gruppe als auch in einer Kontrollgruppe vorgenommen. Der Evaluationsansatz reicht aber weit darüber hinaus und umfasst ebenso eine Policy- und Umsetzungsevaluation wobei zusätzliche quantitative und qualitative Methoden zum Einsatz kommen.

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Die Stiftung für Wirtschaftsbildung unterstützt einen Schulpiloten zur Förderung der Wirtschaftskompetenz von Schüler:innen. Beginnend mit dem Schuljahr 2022/23 werden ab der unteren Sekundarstufe Wirtschaftsbildungsthemen vermittelt – entweder im Rahmen eines entsprechenden Schulfachs (Variante 1) oder in Form fächerübergreifender Projektwochen (Variante 2). Ziel ist, die lebensweltbezogene Wirtschafts- und Finanzbildung in der schulischen Allgemeinbildung in Österreich zu stärken. Junge Menschen sollen dazu befähigt werden, mündig, verantwortungsbewusst und kompetent an der nachhaltigen Entwicklung und Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft mitzuwirken. Thematisiert werden ökonomisch geprägte Lebenssituationen, denen sie im Laufe ihres Lebens in unterschiedlichen Rollen begegnen werden, zum Beispiel als Arbeitnehmer:in, Unternehmer:in, Bürger:in, Konsument:in, Versicherte:r, Sparer:in, Wirtschaftsbürger:in und Steuerzahler:in.

Über einen Zeitraum von 4 Jahren unterstützt die Stiftung Mittelschulen und Unterstufen allgemeinbildender, höherer Schulen (AHS) dabei, einen Wirtschaftsbildungsschwerpunkt zu etablieren. Lehrkräften werden Fort- und Weiterbildungen angeboten, innovative Unterrichtskonzepte und -materialien für die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung werden ihnen zur Verfügung gestellt.

Bei der vom Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsdidaktik der Universität Duisburg-Essen mitverantworteten, projektbegleitenden Wirkungsforschung stehen die Schüler:innen im Mittelpunkt. Mittels einer mehrjährigen Studie mit fünf Messzeitpunkten, die auch eine Kontrollgruppe umfasst, sollen Erkenntnisse über die Wirkung des Schulpiloten auf Lernende gewonnen werden. Diese rekurrieren auf ein umfassendes Kompetenzverständnis, das neben kognitiven, leistungsbezogenen Kompetenzen auch Einstellungen und Interessen der Schüler:innen beinhaltet. Die non-kognitive Facette umfasst das sachliche und fachliche Interesse sowie Einstellungen zu Geld, Konsum, Nachhaltigkeit, Berufen und Arbeitswelt sowie Entrepreneurship; die Leistungsdimension orientiert sich an den vorgegebenen Themenfeldern des Schulpiloten:

1) Haushalt, Konsum & Finanzen,
2) Unternehmen, Produktion & Dienstleistungen,
3) Berufe & Arbeitswelt,
4) Entrepreneurship & Intrapreneurship,
5) Wirtschaft im Verhältnis zu Staat, Umwelt & Gesellschaft und
6) Wirtschaftliche Zusammenhänge.

Hierfür werden geeignete Testinstrumente entwickelt und nach empirischer Eignungsprüfung und vorangegangenen, qualitativen Überprüfungsschritten eingesetzt.

Ziel der Studie ist es, die Wirkung des Schulpiloten auf ökonomische Kompetenzen sowie das Interesse und die Einstellungen von Heranwachsenden zu wirtschaftlichen Themen im Zeitverlauf zu evaluieren. Ein Fokus liegt dabei auf der Evaluation der beiden Ausgestaltungsvarianten des Schulpiloten. Es soll gemessen werden, wie sich der Lernzuwachs bzw. das Interesse in Abhängigkeit eines eigenen Schulfachs, fächerübergreifender Projektwochen und keines speziellen Treatments (Kontrollgruppe) zwischen der 5. und 9. Schulstufe individuell entwickeln. Auf aggregierter Ebene sollen evidenzbasierte Schlussfolgerungen bezüglich der Effektivität von unterschiedlichen Konzepten und Maßnahmen zur Förderung von Wirtschaftskompetenz gezogen werden, um konkrete Handlungsempfehlungen für Politik, Schulen, Lehrkräfte und Lernende zu geben. Insofern können die Ergebnisse der Studie auch die Diskussion um ein eigenständiges Schulfach „Wirtschaft“ durch empirische Evidenz bereichern. Die empirischen Ergebnisse sollten nach Schulart und Klassenstufe ausgewertet werden. Sie sollen auf Zusammenhänge zwischen dem Kompetenzniveau und vielen weiteren Variablen untersucht werden, wie zum Beispiel Geschlecht, Alter, Migrationshintergrund und Elternhaus, um Schlüsse für zukünftige, individuelle Bildungsverläufe Jugendlicher zu ziehen und diese auf empirischer Grundlage effektiv zu fördern.

Projektleitung:         Univ.-Prof. Dr. Thomas Retzmann, Universität Duisburg-Essen

Projektmitarbeiter:  Dr. Steffen Spitzner, Universität Duisburg-Essen

Konsortialführer:     Institut für höhere Studien (IHS; https://www.ihs.ac.at/de/)

Konsortialpartner:   Österreichische Nationalbank (OeNB; https://www.oenb.at/)

Projektförderung:    Stiftung für Wirtschaftsbildung, Wien (https://stiftung-wirtschaftsbildung.at/)

Projektziel:                Evaluation des Schulpiloten zur Förderung der Wirtschaftskompetenz von Schüler:innen in österreichischen Schulen der Sekundarstufe I

Projektzeitraum:      2023 – 2027